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Das kollektive Notizbuch (Engl. collective notebook) ist eine Form des schriftlichen Brainstormings und eignet sich besonders, um komplexe Fragestellungen, Problemanalysen und Lösungswege zu finden. Diese Methode kann sowohl zur Einzel- oder Gruppenarbeit eingesetzt werden und unterstützt die Ideenfindung, wenn Teilnehmende nicht zur gleichen Zeit an einem Ort arbeiten können. Durch eine strukturierte Aufgabenstellung können mit dieser Methode auch spontan Ideen, sogenannte Geistesblitze (z. B. in der Freizeit, beim Sport, im Schlaf) gesammelt und vielfältige offene Ideen generiert werden.
Einsatz und Nutzen
Das kollektive Notizbuch ist ein intuitives Verfahren, gehört zu den Kreativitätstechniken und ist eine Form des Brainwriting. Diese Technik hilft viele spontane Ideen oder Lösungen bei komplexen Fragestellungen in kurzer Zeit zu sammeln. Sie eignet sich besonders, wenn die Teilnehmenden nicht zeitgleich und am gleichen Ort arbeiten können (Brunner 2008, S. 201ff).
Stärken
- Zeitliche und örtliche Unabhängigkeit
- Heterogene Teilnehmergruppen möglich
- Ideenzahl nicht begrenzt
- Schriftliche Fixierung der Ideen von Anfang an
- Gleiche und faire Chancen der Ideengenerierung für alle Teilnehmenden
- Unkomplizierter Ablauf
- Für komplexe Aufgaben- bzw. Fragestellungen geeignet
Schwächen
- Längere Zeitperiode kann die Eigenmotivation minimieren
- Teilnehmende können unerwartet aufgrund von Krankheit etc. ausfallen
- Je mehr Teilnehmende und Notizbücher, desto höher der Aufwand der Auswertung
Vorgehensweise
Grob kann diese Methode in die drei Phasen „Einführen, Durchführen und Auswerten“ unterteilt werden. Es gibt zwei Varianten wie das kollektive Notizbuch eingesetzt werden kann. In der ersten Variante werden Ideen in nur einem Notizbuch gesammelt und eingetragen. Das Buch wird von Teilnehmer zu Teilnehmer weitergereicht und ergänzt. In der zweiten Variante erhält jeder Teilnehmer sein eigenes Notizbuch, in das er seine Ideen einträgt (Schallmo 2013, S. 112). Aber auch bei dieser Variante besteht die Möglichkeit das Notizbuch, nach einem festgelegten Zeitraum (z. B. Wechsel-Rhythmus alle 4 Tage), weiterzureichen und so die Bildung von Assoziationsketten zwischen den Teilnehmenden zu unterstützen.
Phase 1: Einführen
In der Einführungsphase erhalten die Teilnehmenden einen Notizblock und einen Stift. Beide Gegenstände sollten leicht in Hosentaschen verstaut werden können. Auf der ersten Seite des Notizblocks werden noch einmal das Ziel, die Fragestellung sowie die Kontaktdetails einer Ansprechperson gelistet.
Phase 2: Durchführen
Im vorgegebenen Zeitraum notieren sich die Teilnehmenden regelmäßig (täglich und spontan) ihre Gedanken und Ideen zu der jeweiligen Aufgabenstellung. Ist die Teilnehmerzahl nicht zu hoch, dann können während des Durchführungsprozesses Notizbücher untereinander ausgetauscht oder wie in Variante 1 weitergereicht werden. Die Bewertung der Ideen anderer ist hier nicht erlaubt, ein ergänzen der Ideen allerdings schon. Am Ende der Periode fasst jeder der Teilnehmenden die besten Ideen, konstruktiven Vorschläge oder neue Ideen noch einmal in seinem Notizblock zusammen, da dies die Auswertung erleichtert. Die Notizbücher werden im Anschluss an den Koordinator zurückgegeben.
Phase 3: Auswerten
In der dritten Phase erfolgt in mehreren Sitzungen die Auswertung der Notizen.
- Auswertung: Zusammenfassungen abgleichen
- Notizen durchsehen
- Basisvorschläge zur Problemlösung erarbeiten
- Konzepterstellung in gemeinsamer Gruppensitzung
Aufgrund der intensiven Beschäftigung mit einer Aufgabe werden die Teilnehmenden aktiviert, viele verschiedene Ideen und Lösungsansätze zu sammeln. Während der Durchführungsphase gibt es keine räumlichen Voraussetzungen und auch die Anzahl der „heterogenen“ Teilnehmenden ist nicht beschränkt. Die Dauer der Durchführung ist variabel, liegt jedoch meist bei etwa 2 – 4 Wochen, je nach festgelegtem Zeitraum.
Materialien
Bei diesem Verfahren erhalten alle Teilnehmer ein Notizbuch inkl. Stift, welches sie ständig bei sich tragen. Über einen festgelegten Zeitraum notiert jeder sämtliche Einfälle, die er zur vorher festgelegten Aufgabe hat. Wahlweise kann auch ein gemeinsames virtuelles Notizbuch eingerichtet werden, auf das alle Teilnehmer Zugriff haben.
Quellen
- Brunner, A. (2008). Kreativer denken. Konzepte und Methoden von A – Z. Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH.
- Schallmo, D. R. A. (2013). Geschäftsmodelle erfolgreich entwickeln und implementieren. Mit Aufgaben und Kontrollfragen. Springer-Verlag Berlin Heidelberg.
Methodenprofil
Fazit zur Nutzung in AAL-Projekt-Kontexten
Diese Methode eignet sich v.a. für Projekte, an denen örtlich voneinander getrennte Projektteams beteiligt sind – und somit für die meisten Konsortialprojekte, auch im AAL-Kontext. Es ist eine relativ einfache Technik, die vor allem dafür sorgen soll, dass Ideen nicht untergehen, weil sie nirgendwo dokumentiert sind. Die Methodik dient zwar nicht direkt der Entwicklung von Geschäftsmodellen, kann in diesem Kontext aber unterstützend verwendet werden. Unsere Empfehlung an AAL-Projekte ist, in einem Projekt versuchsweise einmal ein Kollektives Notizbuch zu führen, und dann die Erfahrungen damit auszuwerten. Es empfiehlt sich, nicht zu viel an Themen in das „Notizbuch“ hineinzupacken.
Allgemeine Bewertung
Eignung zur Entwicklung eines Geschäftsmodells | |
Benötigtes Erfahrungswissen | |
Zeitlicher Aufwand für die Vorbereitung | |
Zeitlicher Aufwand für die Durchführung |
Spezielle Bewertung
Erarbeitung des Kundennutzens (WAS) | |
Erarbeitung der Zielgruppe(n) (WER) | |
Erarbeitung der Prozesse (WIE) | |
Erarbeitung des Ertragsmodells (WERT) |