AAL-Projektphase | Projektumsetzung: Umsetzung |
Stakeholder | Interne Stakeholder |
Erarbeitung des Kundennutzens (WAS) | |
Erarbeitung der Zielgruppe(n) (WER) | |
Erarbeitung der Prozesse (WIE) | |
Erarbeitung des Ertragsmodells (WERT) |
Die Szenario-Technik wird als Prognose und Analyseinstrument in unterschiedlichen Anwendungsbereichen eingesetzt. Sie unterstützt bei der strategischen Planung und zeigt mögliche zukünftige Situationen und dessen Entwicklungsverlaufs auf.
Einsatz und Nutzen
Erste Ansätze der Szenario-Methode im heutigen Verständnis gehen auf den militärischen Bereich zurück. Damals wurden damit strategische Planungsüberlegungen im Rahmen der Vorbereitung von kriegerischen Akten formuliert, um mögliche Feldzüge und Reaktionen besser vorbereiten zu können. Die Bedeutung der Szenario-Technik als Analyse und Prognoseinstrument nahm jedoch erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zu, indem fortan strategische Planungsüberlegungen auch in der Wirtschaftspraxis berücksichtigt wurden. Die Szenario-Technik wird heute als Prognose und Analyseinstrument in unterschiedlichen Anwendungsbereichen eingesetzt. Die Anwendungsgebiete und -situationen der Szenario-Technik sind vielfältig. Sie eignet sich u.a.
- für betriebs- als auch volkwirtschaftlichen Problemstellungen,
- als Entscheidungsvorbereitung und
- zur Abschätzung zukünftiger Entwicklungen von Produkten, Unternehmen und Regionen.
Sie unterstützt somit bei der strategischen Planung und zeigt mögliche zukünftige Situationen und dessen Entwicklungsverlaufs auf. Mithilfe der Szenario-Methode können alternative und denkbare Entwicklungen besser erfasst werden und es muss nicht mehr nur von linearen Prognosen ausgegangen werden (Freyer 2004, S. 2 f).
Vorgehensweise
Hat man sich dazu entschlossen die Szenario-Technik einzusetzen, dann müssen verschiedene Phasen durchlaufen werden.
1.) Definieren des Themas: In der ersten Phase wird das zu analysierende Themengebiet, Problemfeld oder eine Schlüsselfrage, über welches man Informationen zur zukünftigen Entwicklung erhalten möchte, festgelegt und der gegenwärtige Zustand beschrieben. Das ausgewählte Themengebiet kann mithilfe von Brainstorming-Techniken eruiert werden.
2.) Identifizieren und strukturieren von Einflussfaktoren und -bereichen: Alle möglichen Einflussfaktoren (z. B. medizinische Versorgung & Pflege, Gesellschaft, Ethik, Werte, Forschung und Technologie, politische und juristische Rahmen, finanzieller Rahmen…) die das definierte Thema determinieren bzw. unmittelbar darauf einwirken werden gesammelt, strukturiert, zusammengefasst und danach bezüglich ihrer Wirkungsintensität bewertet.
3.) Sammlung und Formulierung von Deskriptoren: Um die Entwicklungsdynamik der Einflussfaktoren beschreiben zu können, werden mögliche quantitative (z. B. Ausgaben im Haushaltsplan des Landes für AAL-Projekte) und qualitative (z. B. Einstellung der Bevölkerung zu assistiven Technologien – positiv, negativ, neutral) Kerngrößen (Deskriptoren) bestimmt. Hier bietet es sich an Experten-Workshops durchzuführen, um die relevanten Deskriptoren zu ermitteln. Für alle Deskriptoren ist des Weiteren der Ist-Zustand zu beschreiben.
4.) Aufstellen von Trendprojektionen und Annahmen: In dieser Phase werden Trendprojektionen und Annahmen für das Szenario-Zieljahr erarbeitet. Idealerweise wird auf bekannte Prognosen und auf Expertenwissen zurückgegriffen. Bei den meisten Deskriptoren werden sich durch die Einbeziehung aller Fakten, eindeutige Trends abzeichnen. Allerdings gibt es auch Deskriptoren bei denen unterschiedliche Entwicklungen bzw. alternative Annahmen (z. B. für die nächsten 5 Jahre) eintreten können. In beiden Fällen müssen diese fundierten Begründungen dokumentiert werden.
5.) Faktoren- bzw. Annahmebündelung: Nun werden die verschiedenen alternativen Annahmen zu in sich stimmigen und widerspruchsfreien Bündeln zusammengefasst. Dazu werden normalerweise automatisierte Berechnungsverfahren (Rechenalgorithmen; z. B. Konsistenzansatz) eingesetzt, die meist in Form einer Matrix alle Ausprägungen (mehr – weniger, besser – schlechter, positiv – negativ) der kritischen Deskriptoren einander gegenüberstellt. Dadurch wird ersichtlich welche Ausprägungen sich gegenseitig verstärken, neutral oder widersprüchlich zueinander sind. Aus den zusammengefassten Annahmebündeln werden im Anschluss zwei bis drei Kombinationen nach den Kriterien „hohe Konsistenz“, „hohe Unterschiedlichkeit“ und eventuell „hohe Wahrscheinlichkeit“ ausgewählt.
6.) Szenario-Entwicklung und -interpretation: In diesem Arbeitsschritt werden nun aus den gewonnenen Informationen der durchgeführten Analysen, ganzheitliche „Zukunftsbilder“ erstellt. Zu beachten ist, dass bei der Szenario-Entwicklung auch mögliche interne und externe Störereignisse (z. B. Eintritt eines neuen Konkurrenten…) berücksichtigt werden müssen, damit Präventiv- und Reaktivmaßnahmen entwickelt werden können. Häufig werden zwei konträre, aber plausible Szenarien (Extremszenarien) und zusätzlich auch noch ein sogenanntes Trendszenario, welches die Gegenwart in einem kurzfristigen Zeitrahmen fortschreibt, erstellt. Anhand eines Szenario-Trichters lässt sich diese Methode anschaulich verdeutlichen.
Die Szenarien zeigen mögliche Zukunftsentwicklungen und ihre Konsequenzen und sollen prägnant, anschaulich und spannend beschrieben und durch verschiedene Darstellungen und Illustrationen verdeutlicht werden.
7.) Erstellen eines Maßnahmenkatalogs: In der letzten Phase werden in Form eines Maßnahmenkatalogs Handlungs- bzw. Gestaltungsstrategien definiert, die dazu dienen die gewünschte Entwicklung der Szenarien zu unterstützen und zu verstärken. Hingegen unerwünschten Entwicklungen sollen damit abgeschwächt oder vermieden werden.
(Schneider 2002, S. 173 ff; Martin 2013 u.a.)
Materialien
Softwareprogramme wie beispielsweise Szeno-Plan (http://www.sinus-online.com/szeno-plan-top.html) oder INKA (http://www.geschka.de/?id=62) sind kein muss, unterstützen jedoch bei der Durchführung der Szenario-Technik.
Praxisbeispiele
Szenario-Projekt zur Versorgung von Menschen mit Demenz im Jahr 2030. Online unter: http://de.slideshare.net/PflegezentrumKrefeld/sze-dem-npkfinal1 am 21.05.2015
Quellen
Buscher, I. (2011). Szenario-Projekt zur Versorgung von Menschen mit Demenz im Jahr 2030. Online unter: http://de.slideshare.net/PflegezentrumKrefeld/sze-dem-npkfinal1 am 21.05.2015
Freyer, B. (2004). Grundlagen der Szenariotechnik. Das Dokument entstand in einem dreijährigen Studienprojekt „Leben 2014“ der Universität für Bodenkultur Wien und der Universität Salzburg.
Martin, A. (2013) Szenariotechnik. Online unter: http://www.uni-lueneburg.de/personal_fuehrung/index.php/Szenariotechnik am 21.05.2015
Schneider, D. J. G. (2002). Einführung in das Technologie-Marketing. Online unter: https://books.google.at/books?id=ytbB4-6qJXQC&pg=PA176&lpg=PA176&dq=Szenariointerpretation&source=bl&ots=m2re1QLyR3&sig=gHeNjroyRt94Jg8bTwYaTwl2bZE&hl=de&sa=X&ved=0CCEQ6AEwAGoVChMIpePAvoawxwIVARMUCh30NAEO#v=onepage&q=Szenariointerpretation&f=false am 21.05.2015
Methodenprofil
Fazit zur Nutzung in AAL-Projekt-Kontexten
Die Szenario-Methodik ist (ähnlich wie die SWOT-Analyse) stark skalierbar. Eine gründliche Anwendung erfordert ein hohes Maß an Methodenwissen sowie Zeit für die Durchführung. In dieser (aufwändigen) Form werden nur wenige AAL-Projekte die Methodik nutzen. Die Szenarien dienen auch nur mittelbar der Entwicklung des Geschäftsmodells, sondern unterstützen vor allem bei der Einschätzung des Marktpotenzials (ähnlich wie PESTLE, SWOT und Risiko-Analysen). AAL-Projekte können sich aber recht einfach die grundlegende Denkweise der Szenario-Technik aneignen und auf diese Weise z.B. unterschiedliche Szenarien für die Akzeptanz der angepeilten AAL-Lösung beschreiben. Es wird damit u.a. ersichtlich, welche Faktoren (aus Sicht des Projektkonsortiums) die Akzeptanz maßgeblich beeinflussen, und welche Verläufe als wahrscheinlich angenommen werden. So gesehen dient die Szenario-Technik auch der Transparent-Machung der eigenen Annahmen.
Allgemeine Bewertung
Eignung zur Entwicklung eines Geschäftsmodells | |
Benötigtes Erfahrungswissen | |
Zeitlicher Aufwand für die Vorbereitung | |
Zeitlicher Aufwand für die Durchführung |
Spezielle Bewertung
Erarbeitung des Kundennutzens (WAS) | |
Erarbeitung der Zielgruppe(n) (WER) | |
Erarbeitung der Prozesse (WIE) | |
Erarbeitung des Ertragsmodells (WERT) |