GEMBA-Walk

AAL-Projektphase |
Stakeholder |
Erarbeitung des Kundennutzens (WAS)
Erarbeitung der Zielgruppe(n) (WER)
Erarbeitung der Prozesse (WIE)
Erarbeitung des Ertragsmodells (WERT)

Die Methode des „GEMBA-Walk“ (= japanischer Ausdruck für „der Platz, wo etwas tatsächlich stattfindet“) stammt ursprünglich aus dem industriellen Qualitätsmanagement, kann aber als qualitative Beobachtungsmethode ebenfalls für die authentische Identifikation von Kundenbedürfnissen, Kundenproblemen und für die Gestaltung eines neuen Produktes, einer Dienstleistung und/oder eines tragfähigen Geschäftsmodells herangezogen werden.

Ein GEMBA-Walk kann einerseits in einem AAL-Vorprojekt angewandt werden.

  • Zweck: Besseres Verständnis der Kundenprobleme durch mehr Authentizität im Feld; Vorbereitung des Projektkonzeptes inklusive einer möglichen ersten Skizze eines passenden Geschäftsmodells
  • Fokus: Was und welchen Nutzen leistet die AAL-Lösung? Werteversprechen? Wofür ist man bereit zu zahlen?

Andererseits wird die Methode auch in einer Projektdurchführungsphase zur Vertiefung und zum besseren Verständnis der Kundenbedürfnisse empfohlen

  • Zweck: Vertiefung aller Geschäftsmodell-Komponenten

Einsatz und Nutzen

Die Methode des „GEMBA-Walk“ (= japanischer Ausdruck für „der Platz, wo etwas tatsächlich stattfindet“) stammt ursprünglich aus dem industriellen Qualitätsmanagement, kann aber als qualitative Beobachtungsmethode sehr gut für die Identifikation von Kundenbedürfnissen und somit für die Gestaltung eines neuen Produktes oder einer Dienstleistung herangezogen werden. Die GEMBA-Walk-Methode ist verwandt mit der sozialwissenschaftlichen Feldforschungsmethode der „teilnehmenden Beobachtung“ und der aus der Usability-Forschung bekannten Methode des „Shadowing“ (vgl. Nedopil et al. 2013, S. 35ff; AAL-User Integration Guideline).

Ziel aller drei Methoden ist mit Hilfe einer begleitenden Beobachtung z. B. bei Alltagsverrichtungen und/oder Arbeitsprozessen „Erkenntnisse über das Handeln, das Verhalten oder die Auswirkungen des Verhaltens von einzelnen Personen oder einer Gruppe von Personen zu gewinnen“, die nur aufgrund der aktiven und direkten Teilnahme des Forschenden möglich werden (vgl. Online Lexikon Wikipedia, 2015).

Ein GEMBA-Walk kann sowohl in einem AAL-Vorprojekt, als auch in einem AAL-Hauptprojekt angewandt werden: Bei ersterem dient er zum besseren Verständnis des eigentlichen Problems der direkten primären und sekundären Stakeholder. Es kann darauf aufbauend ein erstes Projektkonzept inklusive einer ersten potentiellen Skizze eines passenden Geschäftsmodells entwickelt werden (Fokus: WAS/Welchen Nutzen leistet die AAL-Lösung?). Im zweiten Fall kann die Methode auch in einer Projektdurchführungsphase zur Vertiefung und zum besseren Verständnis der Kundenbedürfnisse empfohlen werden (Zweck: Vertiefung der im zukünftigen Projekt fokussierten Bedürfnisse und angepasstes Geschäftsmodell: WAS?). In beiden Fällen wird der Nutzungskontext, der „Schmerz des Kunden“ – was funktioniert bei der Nutzung des Produktes nicht wirklich gut? – genau wahrgenommen und dokumentiert. Vorschläge, Ideen zur Verbesserung und mögliches Interesse an einer neuen Lösung werden dokumentiert.

Feldforschung ist ein qualitativer und explorativer Forschungszugang, der aktiv und direkt die relevanten Stakeholder einbezieht. Die Beobachtungsergebnisse eines GEMBA-Walks können mit anderen Methoden und Techniken verknüpft werden (z. B. Vorbereitung für quantitative Umfragen).

Vorgehensweise

In der Vorbereitungsphase muss zunächst eine Auswahl über die zu beobachtenden Nutzungskontexte (je nach Zielsetzung), Stakeholder (max. 10 Personen) und Dauer (von 1h – 1 Tag) getroffen werden. Um die Probleme im Nutzungsprozess in der Beobachtungsphase genau zu verstehen werden die drei folgenden „GEMBA-Fragen“ empfohlen (vgl. Anders, 2015):

  • Was sollte passieren? (Wie ist der Zielzustand?)
  • Was passiert wirklich? (Wie lautet der aktuelle Zustand? Kann man Abweichungen vom Soll-Zustand klar erkennen?)
  • Erkläre! (Bei einem beobachteten Problem wird versucht die Ursache mit der verantwortlichen Person nach der 5W-Methodik (= 5mal Warum fragen) zu ergründen.

Wie beim „Shadowing“ wird ein direkter Stakeholder (z. B. potentieller AAL-Nutzer) eine längere Zeit in seinem Arbeitsalltag beispielsweise einen ganzen Tag lang bei seinen Aktivitäten verfolgt und beobachtet, ohne dass dabei störend in seine Handlung eingegriffen wird (Wichtig: Der Beobachter darf nicht stören!).

Es werden dabei alle Gefühle und Gedanken des Nutzers von ihm/ihr laut ausgesprochen, so dass der Beobachter diese notieren kann (ev. auch mit Tonbandgerät aufnehmen kann). Zu beobachten sind der/die Anwender, der Kontext, in dem das Produkt angewendet wird, sowie allgemeine Arbeitsabläufe, die Zusammenarbeit und die Kommunikation der verschiedenen Beteiligten im Nutzungsprozess untereinander. Da die zu beobachtende Person wenig gestört werden soll, kann sie entweder im Nachhinein zu unklarem Tun befragt werden, oder es gibt einen „Kommentator“ aus dem Umfeld, der die Probleme im Vorhinein/Nachhinein erläutert und hilft Zusammenhänge zu verstehen.

Nach der Feld-Beobachtung wird abschließend mit Hilfe der Dokumentation und Aufzeichnungen analysiert, inwiefern die identifizierten Bedürfnisse etwa mit einem neuen Wertangebot oder einer anderen Geschäftsmodell-Veränderung befriedigt werden können.

Materialien

  • Beobachtungsheft oder vorbereitender Erfassungsbogen (Uhrzeit, Person, Ort)
  • Fotoapparat für Detailaufnahmen eines Prozesses; ev. Tonbandgerät (beides nur mit Einverständniserklärungen der Teilnehmer)
  • Klemmbrett (für Außenbeobachtung)

Quellen

  • Anders, J. (2015). Blog: Sehen-Lernen: Lean-Kaizen-Selbstmanagement. Eintrag (o. A.). Die 3 magischen Fragen des Gemba Walks. Online unter: http://sehen-lernen.com/die-3-magischen-fragen-des-gemba-walks am 06.05.2015
  • Nedopil, C. et al. (2013). The art and joy of user integration in AAL-projects. AAL-User Integration Guideline. AAL-Association. Belgium.
  • Online Lexikon Wikipedia (2015). Teilnehmende Beobachtung. Online unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Teilnehmende_Beobachtung am 17.05.2015.
  • Przyborski, A. & Wohlrab-Sahr, M. (2014). Qualitative Sozialforschung: Ein Arbeitsbuch. Kapitel: Feldforschung, S. 39 – 117. München: Oldenbourg Verlag.

Methodenprofil

Fazit zur Nutzung in AAL-Projekt-Kontexten

Ein GEMBA-Walk kann bereits in einem AAL-Vorprojekt angewandt werden (Zweck: besseres Verständnis der Kundenprobleme durch mehr Authentizität im Feld; Vorbereitung des Projektkonzeptes inklusive möglicher erster Skizzen eines passenden Geschäftsmodells). Der Fokus ist dabei: Welchen Nutzen leistet die AAL-Lösung? Was ist das Werteversprechen? Wofür wären die Nutzer bereit zu bezahlen? Andererseits wird die Methode auch in der Projektdurchführungsphase zur Vertiefung und besseren Verständnis der Kundenbedürfnisse empfohlen (Zweck: Vertiefung aller Geschäftsmodell-Komponenten).


Allgemeine Bewertung

Eignung zur Entwicklung eines Geschäftsmodells
Benötigtes Erfahrungswissen
Zeitlicher Aufwand für die Vorbereitung
Zeitlicher Aufwand für die Durchführung

Spezielle Bewertung

Erarbeitung des Kundennutzens (WAS)
Erarbeitung der Zielgruppe(n) (WER)
Erarbeitung der Prozesse (WIE)
Erarbeitung des Ertragsmodells (WERT)