Business Wargaming

AAL-Projektphase |
Stakeholder
Erarbeitung des Kundennutzens (WAS)
Erarbeitung der Zielgruppe(n) (WER)
Erarbeitung der Prozesse (WIE)
Erarbeitung des Ertragsmodells (WERT)

Geschäftsmodell-Simulation „Business Wargaming“
Die Methode des „Business Wargaming“ ist eine Simulationsmethode zur Überprüfung strategischer Entscheidungen. Basierend auf spieltheoretischen Ansätzen, Werkzeugen der System-Dynamics, Computersimulation und Szenarioanalysen untersuchen verschiedene Spielerteams (mehrere Wettbewerbteams, das Marktteam, das Kontrollteam etc.) die sich ändernde Umweltdynamik und Wettbewerbssituation eines Unternehmens bzw. Projektes. Anhand der gemachten Erfahrung werden nach der Spielauswertung praktische Handlungsanleitungen abgeleitet. Die Methode eignet sich besonders für die Beurteilung der Reaktionen der Wettbewerber bei Einführung neuer Geschäftsmodelle und ermöglicht eine Anpassung der geplanten Geschäftsmodell-Komponenten.

Einsatz und Nutzen

Strategiespiele sind aus der militärischen Strategieführung hinlänglich bekannt. Die Übertragung dieser Methoden in die Unternehmenswelt wurde seit Mitte letzten Jahrhundert von internationalen Strategieberatern vorangetrieben und nahm seitdem Einzug in die Unternehmensführung und Managementwissenschaft. Der Nutzen der Simulationsmethode „Business Wargaming“ liegt in der relativ kostengünstigen Überprüfung der Auswirkungen komplexer, strategischer Entscheidungen, z. B. die Beurteilung der Reaktionen der Wettbewerber auf neue Geschäftsmodelle wie sie auch die Implementierung neuer Geschäftsmodelle für ein Unternehmen darstellt.

In mehreren Runden spielen Teilnehmer basierend auf spieltheoretischen Instrumenten, Werkzeugen der System-Dynamics, Computersimulation und Szenarioanalysen sich ändernde Umweltdynamiken und Wettbewerbssituationen durch. In jeder Runde wird von den Spielparteien eine Sicht- und Handlungsweise eines anderen relevanten Stakeholders eingenommen und so erhalten die Teilnehmer neues Wissen und Erfahrungen über Auswirkungen bzw. mögliche Aktion-Reaktionsmuster bei der zukünftigen Implementierung eines neuen Geschäftsmodells bei anderen Stakeholdern im System (kann sein beim Mitbewerber, aber auch bei strategischen Vertriebs- und Kooperationspartner, die für systemische Innovation sehr wichtig). Neben dem hohen Spaßfaktor, der die spielerische Methode mit sich bringt, sollen in der Reflexion (Plenarsitzungen) aus dem Spielverlauf optimale Handlungsanleitungen abgeleitet werden.[1]

Nach Simon (2011, S. 223) liegt der Vorteil einer Business Wargaming Methode in der relativ kostengünstigen Vorwegnahme eines Zukunftsszenarios bzw. Wirkungsanalyse eines neuen Geschäftsmodells. In der Praxis können die Ergebnisse aber nicht eins zu eins umgesetzt werden, da es in der Realität immer unvorhersehbare Ereignisse gibt. Das Durchspielen mehrerer Geschäftsmodelloptionen hilft bei einer schrittweisen Modellierung. Der Business Wargaming Einsatz ist zeitaufwändig und benötigt ein hohes Erfahrungswissen und professioneller Moderation. Er kann mit anderen Methoden der Geschäftsmodell-Entwicklung kombiniert werden, z. B. Analyse der GM-Stakeholder und PESTLE-Technik.

[1] Abgrenzung zu Planspielen: Erlernen von Zusammenhängen; wird eher im schulischen Kontext verwendet, da meist mit vorgegebenen Lösungen operiert wird.

Vorgehensweise

Dauer
Für das Business Wargaming müssen zwischen 2 – 3 Tagen (inkl. Spielvorbereitungsworkshop; mehrere Spielrunden) eingeplant werden.

Teilnehmer
In der Regel werden für eine Simulation vier bis acht Teams (Führungskräfte) gebildet, die jeweils für einen Mitspieler (Konkurrent) stehen, der im jeweiligen Unternehmens- oder Projektumfeld relevant ist. Je nach Anwendungsbereich können diese Mitspieler auch für strategisch wichtige Stakeholder stehen, wie z. B. eine Regierung, Datenschutzbeauftragte oder Schlüsselkunde. Vorgesehen ist ein Firmenteam (= Unternehmen/Projektkonsortium, das mit der Durchführung des Wargaming Antworten auf strategische Schlüsselfragen sucht); mehrere Wettbewerberteams (Führungskräfte des eigenen Unternehmens spielen Mitarbeiter des Konkurrenzunternehmens, haben dabei aber einen Wissensvorsprung aufgrund der Doppelrolle; erhalten Spielhandbuch mit Informationen über Mitbewerb); Marktteam (spielen die Abnehmer am Markt; vergleicht Angebote aller Unternehmen; wird gespielt von Marktexperten des eigenen und anderen Unternehmens; erhalten Fakten vom Spielhandbuch); Kontrollteam (Leitung und Moderation des Spiels; Branchenexperten).

Schematischer Ablauf:

  • Briefing für Moderatoren vom Auftragsteam (Auftragsklärung; inhaltliche Recherchen, Festlegung der Zielsetzung/Themenauswahl, Spieldesign/Rundenanzahl etc.)
  • Erstellung des Spielhandbuch mit Fakten und Aufgaben für die jeweiligen Teams
  • Vorbereitungsworkshop mit Teilnehmern
  • Durchführung der Spielrunden (mind. 2 – 3) mit jeweiligen Zwischenanalysen und Auswertungen (Plenarsitzungen)
  • Nachbereitung und Gesamtauswertung

Abbildung folgt!

Materialien

  • Moderator mit Input zu Zielsetzung (Geschäftsmodell-Simulation)
  • Spielhandbuch (Hintergrundfakten für Teams; Aufgabenstellungen)
  • Bei quantitativem Business Wargaming Spiel: Computermodell zur Verarbeitung der Daten macht eine Kooperation mit eLearning Anbieter und/oder professionellem Ersteller von computer-basierten Planspielen bzw. Business Wargaming notwendig.
  • Bei qualitativem Business Wargaming Spiel: Die Ermittlung der quantitativen Ergebnisse werden manuell berechnet (Verwendung von umfangreichen Berechnungsschritten und -tabellen). Bei einem rein qualitativen Wargame resultieren die die jeweils neue Ausgangssituation einer Spielrunde aus der Diskussion der teilnehmenden Spielparteien (vgl. Högsdal et al.2014, S. 19ff; Simon, 2011).

Praxisbeispiele

Die Adaption der Business Wargaming Methode für Geschäftsmodelle wird von Planspielunternehmen oder Universitäten zurzeit erprobt. Mehr Informationen bei:

Center for Strategic Wargaming an der Universität Karlsruhe (TH) Online unter: http://wargaming.ibu.uni-karlsruhe.de/de/strategic-wargaming am 24.05.2015

Fachhochschule Dortmund: Büchler, J.P. (2013). Business Wargaming: Grundlagen, Methodik und Relevanz in der strategischen Planung. Fachhochschule Dortmund. Präsentationsunterlagen – Spielablauf.

Högsdal, N. (o. J.). Hochschule der Medien Stuttgart. Online unter: https://www.hdm-stuttgart.de/science/beitraege_eines_autors?mitarbeiter_ID=6366972; TopSim-Case Studies: http://www.topsim.tatainteractive.com/Case_Studies.html am 24.052015

Quellen

  • Högsdal, N.; Pflumm, M. & Daul, F. (2014). Business Wargames zur Entwicklung von Strategien. In: Schwägele, S.; Zürn, B. & Trautwein, F. (Hg.): Planspiele – Erleben, was kommt. Entwicklung von Zukunftsszenarien und Strategien. Norderstedt: Books on Demand GmbH (ZMS-Schriftenreihe, 5, S. 19 – 32).
  • Simon, W. (2011). Das Wargaming. In: Gabals großer Methodenkoffer Zukunft. Konzepte, Methoden, Instrumente. GABAL Verlag.
  • Spitzner, J. (2012). Strategische Simulation im Unternehmen. Was ist eigentlich Business Wargaming? Online unter: https://www.risknet.de/themen/risknews/was-ist-eigentlich-business-wargaming/9f046df456dc2f046b3988e27ec84da4/ am 04.05.2015

Methodenprofil

Fazit zur Nutzung in AAL-Projekt-Kontexten

„Business Wargaming“ ist zwar eine mächtige, aber auch sehr komplexe Methode. Sie empfiehlt sich daher vor allem für große Projekte, bei denen viel auf dem Spiel steht, und daher entsprechend große Ressourcen für die Entwicklung und Markteinführung eines neuen Produkts bereit stehen. Das wird in AAL-Projekten eher der Ausnahmefall sein. Insofern bietet die Methode allerdings ein Differenzierungs- und Innovationspotenzial für neue AAL-Projekte. Die Erprobung der Marktfähigkeit einer neuen AAL-Lösung durch ein „Business Wargaming“ Planspiel könnte sogar ein exploratives Projekt für sich selbst darstellen.


Allgemeine Bewertung

Eignung zur Entwicklung eines Geschäftsmodells
Benötigtes Erfahrungswissen
Zeitlicher Aufwand für die Vorbereitung
Zeitlicher Aufwand für die Durchführung

Spezielle Bewertung

Erarbeitung des Kundennutzens (WAS)
Erarbeitung der Zielgruppe(n) (WER)
Erarbeitung der Prozesse (WIE)
Erarbeitung des Ertragsmodells (WERT)