Empathiekarte

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Erarbeitung des Kundennutzens (WAS)
Erarbeitung der Zielgruppe(n) (WER)
Erarbeitung der Prozesse (WIE)
Erarbeitung des Ertragsmodells (WERT)

Die Kunden-Empathiekarte
Die Technik der Kunden-Empathiekarte eignet sich zur systematischen Analyse von Kundenbedürfnissen und unterstützt die Gestaltung kundenzentrierter Geschäftsmodelle. Der besondere Fokus dabei ist das durchgängige Einnehmen der Kundenperspektive auf die Aufgaben, Ansprüche und Werte der Kunden, die das zukünftig neue Produkt und die Dienstleistung nützen. Die Empathie-Karte kann in einem Workshop mit direkten und indirekten Stakeholder erstellt werden.

Einsatz und Nutzen

Die Erstellung einer Kunden-Empathiekarte eignet sich sehr gut um Bedürfnisse potentieller Zielgruppen bzw. Kunden zu analysieren und darauf aufbauend weitere Bausteine eines Geschäftsmodells konkret zu gestalten (z. B. das Wertangebot, Vertriebskanäle, Kundenbeziehungen und Einnahmequelle). Diese Technik geht über demografische Merkmale potentieller Zielgruppen hinaus. Sie versucht spezifische „Kundenprofile“ zu erstellen, die Hinweise für die Ausgestaltung der Geschäftsmodell-Komponenten geben. Die Technik kann als Teil der Business Model Canvas Methode eingesetzt werden. Eine verwandte Technik ist die im Usability bekannte „Personas-Methode“.

Vorgehensweise

An einem Workshop-Setting sollten maximal 12 Personen teilnehmen. Vorwissen zu Kundensegmentierung ist dabei hilfreich.

Im ersten Schritt werden nach demografischen Merkmalen verschiedene Kundensegmente erstellt (z. B. Alter, Einkommen, Familienstand, Region etc.). Dies kann schon vor einem Workshop als Vorarbeit passiert sein (ev. in Zusammenarbeit mit Marktforschung) oder es werden diese mittels Brainstorming(-methoden) (siehe Kollektives Notizbuch) zu Beginn der Erstellung einer Kunden-Empathiekarte erhoben. Danach wählen die Teilnehmer mindenstens drei repräsentative Kunden aus und versetzen sich in die Lage der betreffenden Person. Für jede Person erarbeiten die Teilnehmer die Themenfelder der Empathie-Karte und befüllen die einzelnen Segmente der Geschäftsmodell-Empathiekarte mittels Post-it-Zettel.

Vorlage Empathikarte
Quelle: Walter, 2013

Osterwalder und Pigneur (2010, S. 135) schlagen folgende Fragen zu den Themen der Karte vor:

Was sieht der Kunde in seinem Umfeld? (Was sieht er?)

  • Wie sieht es dort aus? Wer umgibt den Kunden? Wer sind seine Freunde? Welchen Angeboten ist er täglich ausgesetzt? Welchen Problemen steht er gegenüber?

Was beeinflusst den Kunden in diesem Umfeld? (Was hört er?)

  • Was sagen seine Freunde bzw. Ehepartner? Wer beeinflusst sie wirklich und wie? Welche Medienkanäle sind einflussreich?

Was geht im Kopf des Kunden vor? (Was denkt und fühlt er wirklich?)

  • Was ist ihm wirklich wichtig (auch wenn nicht offen zugegeben)? Welche Gefühle könnten ihn bewegen? Was hält ihn nachts wach? Welche Träume und Wünsche hat er?

Wie verhält sich der Kunde in der Öffentlichkeit? (Was sagt und tut er?)

  • Wie ist seine Einstellung? Was könnte er anderen sagen? Gibt es eine Differenz zwischen dem was der Kunde sagt und fühlt?

Welches sind die negativen Aspekte im Leben des Kunden?

  • Welches sind seine größten Frustrationen? Welche Hindernisse stehen zwischen ihm und dem, was er erreichen will oder muss? Welche Risiken könnte er scheuen?

Welches sind die positiven Aspekte im Leben des Kunden?

  • Was will oder muss der Kunde wirklich erreichen? Wonach bemisst er den Erfolg? Mit welchen Strategien gelangt er zum Erfolg?

 

Abschluss und Weiterarbeit an weiteren Bausteinen des Business Model Canvas (siehe Business Model Canvas).

  • Das kontinuierliche Ausrichten des Geschäftsmodells an diesen Kundenprofilen soll helfen tragfähigere Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Geschäftsmodell-Komponenten sollen immer mit zentralen Kundenprofilen abgeglichen werden: Nach Osterwalder und Pigneur (2010, S. 137) löst dieses Wertangebot echte Kundenprobleme. Wären Sie wirklich bereit dafür zu bezahlen? Wie möchten Sie gerne angesprochen werden?

Hinweise: Der Vorteil liegt in der einfachen Handhabung. Der Nachteil ist, dass hiermit nur offensichtliche Kundenbedürfnisse beschrieben und visualisiert werden können. Die impliziten Antreiber für eine Nutzungs- und Kaufentscheidung werden dadurch nicht sichtbar.

Materialien

Benötigt werden

  • Pinnwände,
  • pro Kundenprofil eine große Vorlage der Empathiekarte von XPLANE (kann auch auf Flipchart aufgezeichnet werden und
  • Post-it-Zettel und Stifte.

Praxisbeispiele

Fallbeispiel
Der Einsatz der Methode „Business Model Canvas“ zur Entwicklung eines Geschäftsmodells im EU-AALProjekt „Confidence – Safeguarding Mobility Service with Community Functionality for People with Dementia“. AAL-CaseStudy_BMCanvas (pdf; 616 KB)

 

Quellen

  • Osterwalder, A. & Pigneur, Y. (2011). Business Model Generation. Ein Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer. Campus Verlag.
  • Walter, R. (2013). Werkzeuge – Empathie-Karte. Geschäftsmodell Blog. Online unter: http://geschaeftsmodell.blogspot.co.at/2013_02_01_archive.html am 20.05.2015

Methodenprofil

Fazit zur Nutzung in AAL-Projekt-Kontexten

Die Kunden-Empathiekarte ist eine relativ einfach durchzuführende Technik, die dennoch wertvolle Hilfestellungen bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen leisten kann. Sie ist deshalb gerade auch für AAL-Projekte zu empfehlen: die Einstiegsbarrieren (Aufwand, sind gering, die mit der Nutzung verknüpften Risiken daher auch. Die Technik fördert das Sich-Hineinversetzen in andere Personen und damit das Verständnis für die jeweiligen Bedürfnisse. Gerade in AAL-Kontexten kann das nützlich sein, um zum Beispiel die verschiedenen Anforderungen von EndnutzerInnen, Pflegekräften etc. verständlich zu machen (z. B. den Technologieentwicklern).


Allgemeine Bewertung

Eignung zur Entwicklung eines Geschäftsmodells
Benötigtes Erfahrungswissen
Zeitlicher Aufwand für die Vorbereitung
Zeitlicher Aufwand für die Durchführung

Spezielle Bewertung

Erarbeitung des Kundennutzens (WAS)
Erarbeitung der Zielgruppe(n) (WER)
Erarbeitung der Prozesse (WIE)
Erarbeitung des Ertragsmodells (WERT)